Tag 2:

Rethymnon - Schau mer mal

Dienstag, 2.10.2001

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Geweckt werden wir von griechischen Zentauren, nein, Kellnerinnen, die die Tische für das Frühstück decken, gerade einmal drei Meter von unserem Balkon entfernt. Das erste Frühstück läßt auch wie das Abendessen nichts zu wünschen übrig, auch wenn das Pilzomelett ein wenig erfroren ist.

Wir verfassen zunächst gehässige Geburtstagswünsche und kaufen kartonweise Briefmarken. Das Themas dieses Tages heißt Rethymnon - schaumermal. Also schleichen wir los, ohne Dumont-Kunstführer, und wollen unsere Orientierung vom ersten Tag optimieren. Die Abscheulichkeiten des Vortages - und ein CitiNet-ATM - werden passiert und der venezianische Hafen erreicht, unweit des neuzeitlichen Hafen. Hier können Fußgänger nur auf gut einem halben Meter Breite zwischen Lokalen und Tischen passieren, obschon "der" Grieche wieder zum Konsum von was weiß ich denn animieren will. Nachdem ich beinahe von der Kaimauer gestürzt bin, Sandra rettet mich im letzten Augenblick, - Akrophobie? Zwei Flaschen Rotwein am Vorabend? - finden erste Sprachversuche in einem Café statt, das "th", das die Griechen angeblich benutzen, findet offenbar seltener Verwendung als in einschlägigen Wörterbüchern behauptet.

Während der gesamten beiden Wochen sollen sich unsere Sprachkenntnisse nicht wesentlich verbessern, außer zum Begrüßen oder zum Bedanken reicht es nicht weiter.

Hier in jenem Café begegnen wir einem frei laufenden, lebendigen Bären: In der Tat ist schon das Herumstolzieren mit nacktem Oberkörper schwer nachvollziehbar, noch weniger allerdings, wenn man einen ganzen Sack Restwolle auf dem Rücken sein eigen nennt. Diverse interessante Gebäude, die hier noch nicht erwähnt werden sollen, werden links und rechts liegen gelassen und die Altstadt unsicher gemacht. Im Zitronengarten von Sokaki pausieren wir zwecks Salat und Rotwein, lecker und sehr preiswert. Bei den sanitären Anlagen darf man allerdings - leider - nicht allzu viel erwarten.

Der Rückweg ist nur noch am Rande erwähnenswert, zum ersten Mal wurde ein offiziell als Kafenion tituliertes Café besucht, das durch kostenloses stilles Wasser und sehr zivile Preise auffällt. Nebenbei sei hier angeführt, daß man beim Geben von Trinkgeld besser sagt, was man zurück haben möchte, alles andere führt nur zu Verwirrung.

Authentischer ist ein Kafenion allerdings, wenn es entweder in einem Stadtteil weit weg von touristischen Pfaden oder gar in einem menschenverlassenen Bergdorf liegt. Dennoch wird das Kafenion "Olympia" in den nächsten Tagen immer wieder von uns aufgesucht.

Auf das Abendessen möchte ich im weiteren Verlauf des Tagebuches nicht eingehen, falls noch nicht erwähnt, es besteht aus einer Suppe, Vorspeisen, warm und kalt vom Büfett, soviel man kann und will, eines von drei Menüs, und dann auch noch Nachtisch all you can eat. Und das kann sich durchaus sehen lassen.

Fast hätte ich es vergessen: Gegen 17 Uhr gibt die Reiseleiterin von Neckermann, eine Österreicherin, für die Gäste unseres und des Nachbarhotels eine Einführung und Vorstellung verschiedener Ausflüge. Da die Wahrscheinlichkeit, Ausflüge, die denen von Studiosus gleichen, bei Neckermann zu bekommen als sehr gering von uns eingeschätzt wurde, buchen wir uns lediglich die Santorin-Fahrt, die "bequeme" Wanderung durch die Samaria-Schlucht aber nicht. Zum Wandern ist es irgendwie doch zu heiß. Knossos und das archäologische Museum in Iraklion sei aber, so werden wir gleich unterwiesen, sehr schwer alleine machbar, weil die Busse nicht aufeinander abgestimmt seien und überhaupt. Wir entgegnen, schaumermal, und wir werden ihr berichten. Sie hat übrigens nur VISA und nicht American Express akzeptiert. So erstellen wir dann auch den provisorischen Übersichtsplan für die nächsten zwei Wochen, wo auch Fahrten mit dem Mietwagen an zwei Tagen vorgesehen waren, leider kein Smart.

Unsere Reiseleiterin werden wir nicht wieder sehen.


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