Tag 6:

Kreuzfahrt nach Santorini

Samstag, 6.10.2001

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Um 05 Uhr 15 gehen erbarmungslos mehrere Wecker los. Punkt sechs Uhr gehen wir los, was schon 15 Minuten später ist, als wir ursprünglich geplant haben. Also legen wir erst einmal einen Gang zu. Die Promenade, an der sonst die Touristen flanieren, ist um diese Zeit vollkommen menschenleer, in der Nähe des Hafens ist sie sogar unbeleuchtet. Nur eine Kneipe fällt uns auf, in der wohl einige Einheimische durchgemacht haben - keiner der üblichen Touristenschuppen.

Aber wir erreichen rechtzeitig das Schiff, von dem wir kein Photo werden machen. Das Boarding läuft reibungslos ab. Das Frühstück ist so halbwegs in Ordnung, man wird so richtig durchgeschleust, aber bei den vielen Leuten ist das auch kein Wunder. Wir finden einen Platz am Heck, sonderlich fit sind wir an diesem Morgen noch nicht, es schaukelt für Sandra zu sehr, so daß sich eine leichte Seekrankheit einstellt. Wir wechseln dann in die Nähe des Bugs, wo es sehr sonnig ist aber auch stark windet, so daß es uns schon schon wieder friert. Aber das führt zu einer Verbesserung des allgemeinen Wohlempfindens. Zwischendurch findet eine Informationsveranstaltung statt, die ich besuche: Auf Santorini können drei Ausflüge gebucht werden, Expeditionen auf eigene Faust scheinen zu kompliziert zu sein - was wir später bestätigt finden werden. Uns fallen noch weiter haut- und hirnverbrannte Sonnenanbeter auf, und Bewohner der Grauzone, die scheinbar Schwierigkeiten haben, dialektfreies Deutsch zu sprechen, kriegen ihre Klappe nicht zu.

Schließlich erreichen wir die Insel Thira, die größte der fünf Inseln der Gruppe Santorini, die alle den Rand oder die Schlote eines Vulkanes bilden, die zuletzt vor etas 3500 Jahren ausbrach. Wir setzen von der Fähre mit Barkassen ans Ufer über. Diese sind vollgestopft. Und die Leute im vorderen Teil, der keine Frischluftzufuhr bei 30 Grad Celsius im Schatten erhält, sehen gar nicht so gut aus. Dort geht es gleich in den Bus, eine kurvenreiche Fahrt führt uns nach Pyrgos, das offenbar im Mittelalter die Hauptstadt bildete mit einer Festung, deren äußere Befestigung aus dem Ring der aneinander gebauten Wohnhäuser bestand. Wir kaufen erst einmal Baguettes an einem Stand, was hier wirklich eine Marktlücke darstellt. Unser Vordermann zahlt mit 10.000 Drachmen und verschwindet einfach - und läßt einen verwunderten Verkäufer zurück, der sein Wechselgeld nun behalten kann. Obwohl es furchtbar heiß ist, machen wir uns an den Aufstieg. Die Photos werden toll. Und das ist alles echt - die Farben in Kalendern und auf Postern sind nicht nachträglich manipuliert. Um die obere Anlage herum erkunden wir einen Rundgang, wir entdecken den Flughafen der Insel. Der Abstieg schließlich erfolgt schneller - die Zeit rennt davon.

Im Bus darf offenbar nicht gegessen werden. Kein Problem, die Kombination aus Blätterteig und Käse steckt ja in einer Papiertüte. Auf unsere Weiterfahrt kommen wir durch Fira, was dann auch das Ende unserer Reise sein wird. Wir passieren Landschaften voll mit Müll, zumeist weiße Plastiktüten. Macht sich schon unheimlich gut. Wir kommen direkt an der Steilküste entlang und erreichen im Norden von Thira Ia, die vermutlich schönste Siedlung der Insel. Ein besonders charakteristisches Merkmal sind die Höhlenwohnungen, in denen die Seeleute lebten und im oberen Ortsteil die zweigeschossigen Kapitänshäuser. Am Ortseingang bekommt unsere Gruppe Pistazien zugesteckt. Es ist tierisch heiß, aber trotzdem suchen wir den Blick in den Krater. Wir laufen hin und her, um ein Café aufzutun, schließlich entscheiden wir uns für eines. Die Bedienung fragt uns von der Theke aus, tja, offenbar eine Kriegsverletzung, die ihm das Laufen unmöglich macht. Zudem dürfen wir es selber abholen und es ist extra teuer. Scheinbar gibt es unterschiedliche Preise für Einheimische und Touristen und ein Klo für alle. Sollte ein neuer Vulkanausbruch dieses Café in Flammen aufgehen lassen, werden wir ihm sicher keine Träne nachweinen.

Wir fahren in die Touristenmetropole und Inselhauptstadt Fira zurück. Dort angelangt, müssen wir an einem Wagen der Müllabfuhr vorbeilaufen. Man merkt sofort, daß das Toilettenpapier hier nicht ins Klo geworfen wird. Es stinkt bestialisch. Der Sammelpunkt wird wieder auf Meereshöhe liegen. Unser Reiseleiter empfiehlt den Abstieg zur Anlegestelle per Gondel, dem sogenannten "cable car", nicht zu Fuß oder per Esel. Wir werden diesem Rat folgen. Wir belauschen den amüsanten Dialog eines Ehepaares hinter uns und schmunzeln nur - er darf den Packesel spielen, sie "muß" immer auf ihn und den Reiseleiter aufpassen, weil er andere Dinge im Kopf hat etc. - ob sie wohl beide die Gondel gefunden haben? Entlang der kleinen Gassen oben auf der Plateau suchen wir Eis und Zigaretten. Nehmen dabei Umwege in Kauf. Und geben schließlich auf. Hoffen darauf, daß es unten selbiges gibt. Oben gibt es nur Juweliere, die Ringe zum Preis eines Kleinwagens im Wert eines Spielzeugautos verkaufen. Die Inhaber sehen aus wie von der Mafia. Sind sie vermutlich auch. Es folgt die Talfahrt mit der Gondel. Diverse Insassen fühlen sich gar nicht wohl. Andere hingegen sind sehr amüsiert.

Die Rückfahrt mit der Barkasse ist dieses Mal nur kurz, weil die Fähre im Gegensatz zu unserem Anlegehafen Athinios dieses Mal näher an die Küste kann. Wir begeben uns wieder ans Sonnendeck. Die Haut- und Hirnverbrannten sind auch wieder da. Füße müssen anscheinend unbedingt auf zahlenmäßig viel zu knappe Stühle gelegt werden. Wir warten auf den Aufruf zum Abendessen, welcher nach farbigen Karten aufgeteilt ist. Als man an der Reihe ist, versucht man, so viel wie möglich auf den Teller zu bekommen, denn einen Nachschlag wird es nicht geben. Nachdem man seinen Teller mehr oder weniger leer hat, verzichtet man auch gerne darauf.

Wir ergattern Plätze im Bar-Bereich, indem wir Stühle von anderen Tischen zusammensuchen. Denn jede Menge leere Tischgruppen sind quasi durch Handtücher, nein, durch irgendwelche Utensilien eben reserviert. Ein großes Bier kostet so viel wie ein kleines, schlechtes Lemon. Wir bekommen eine griechische, aus zwei Personen bestehende Band zugeteilt als Unterhaltungsprogramm. Die Laute kommt über die Anlage viel zu laut hinüber. Sandra verwendet ein Taschentuch als Oropaxersatz. Die Musik begeister kaum jemanden. Vereinzelt die große Sprachvielfalt der Bandmitglieder, um alle Nationalitäten zu begrüßen. Naja, nicht wirklich. Es folgen Tanzeinlagen, teilweise von den Kellnern von der Bar, was dann schon sehenswerter ist. Peinliche Touristen stürmen nach vorne, ein Versuch, sie zu verjagen scheitert. Wir überleben dieses Ereignis irgendwie.

Nach dem Anlegen gibt es zunächst einen Stau aum Ausgang. Wir warten ab. Zu lange, wie sich herausstellt. Wir wären fast weiter nach Iraklion gefahren. Auf dem Heimweg besorgen wir noch griechisches Mythos Lager Bier, welches auf dem Balkon getrunken wird. Schnaken werden getötet. Wir schlafen kurz aber gut.


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