Tag 10: Mit dem Auto ins Hinterland
Mittwoch, 10.10.2001 |
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An diesem Morgen kommen wir nur schwer aus dem Bett. Wir sind recht müde. Wie schon am Vortag essen wir auch heute recht wenig zum Frühstück. Den Weg aus Rethymnon heraus nach Arkadi finden wir zunächst problemlos, dann aber müssen wir die New Road nach Iraklion kreuzen und der Franz versagt zum ersten Mal. Sandra macht eine Kehrtwende und fährt den Hügel hinauf. Der Franz wählt dann auch noch eine andere Route als die über die Hauptstraße aus. Die ist zwar im Prinzip korrekt, aber --wie Seven of Nine sagen würde, nicht effizient - sehr kurvenreich. Letztlich auch deswegen müssen wir den restlichen Weg zum Kloster Arkadi ewig hinter einem Reisebus hinterher fahren - es besteht keine Überholmöglichkeit.
Wir sind wahrlich nicht die ersten Touristen an diesem Tag und parken links vom Kloster. Es ist noch bewohnt, dummerweise ist es auch noch nationales Denkmal, so daß es kaum in Ruhe besichtigt werden kann. Wir sehen wieder jede Menge unangemessene Kleidung, die hier aber akzeptiert wird. In einen Gebäuden quatschen Leute in einer derartigen Lautstärke, daß es schon kaum mehr feierlich ist. International verständliche Ermahnungen finden leider nur kurzfristig Gehör. Dann gibt es auch noch Schulklassen von kleinen Kindern, wo wir das wirklich nicht sicher waren, ob die am Souvenirstand wirklich alles zurück gelegt haben ... im Klostermuseum findet sich auch eine Ikone des Heiligen Michael. Wir rätseln in einem ruhigen Moment, welche Teile des Klosters noch im Originalzustand sind, als wir von einem Pärchen - Ausländer aus der Schweiz? So die Vermutung aufgrund der Sprachfärbung - angesprochen werden, die uns ein paar Dinge über das Kloster fragen. Dann ist da noch der Mönch, der sich partout nicht unauffällig photographieren lassen will - im geeigneten Moment dreht er sich immer um. Die Kirche ist nett, aber wie auch der gesamte Rest nicht wirklich etwas Besonderes. Wir verzichten auf einen Kaffee in der neben dem Kloster liegenden Taverne, denn diese wäre sicher ein Touristennepp gewesen und auch noch überlaufen. Wir verlassen die Hochebene Richtung Osten.
Wir machen Rast im Harunia, einem so genannten Sommer-Café an einer Weggabelung hinter Arkadi. Dennoch hat es hier nur unattraktive Plastikstühle. Das Angebot ist günstig, aber der positive Eindruck wird durch Baulärm geschmälert - eine Erweiterung wird wohl wegen des Touristenandrangs durchgeführt - außerdem hängt Verdünnungsgeruch in der Luft. Die Qualität der Toiletten ist wie üblich, und wir begegnen hier erstmals einem Touristen-Pärchen, wo sie ständig kichert. Wir werden den beiden noch ein paar Mal über den Weg laufen. Der Frappe schreibt sich hier übrigens Golt Coffe.
Der nächste Ort, den wir besuchen, heißt Eleftherna. Wir wissen nicht genau, wo sich hier die Ruinen befinden, also halten wir kurz auf dem Dorfplatz, als sofort ein alter Grieche - womöglich Petros? - uns auffordert, die Fensterscheibe herunter zu kurbeln, um gleich auf Griechisch los zu plappern und Sandra anzulangen, typisch griechisch. Ein griechischer Fremdenführer, der aber perfekt Englisch (und vermutlich auch Deutsch) spricht, hilft uns aus der Patsche - wir müßten weiter, würden aber zurückkehren - das wird sich aber nicht ergeben. Nach wenigen Metern - abweichend von der Route, die uns der Fremdenführer empfiehlt - finden wir einen mutmaßlichen Abzweig zu den Ruinen, einen Fahrweg. Wir fürchten schon einen ähnlichen Gewaltakt wie am Vortag, aber der Fremdenführer mit seinen beiden Touristen erscheint und gebietet uns, davon Abstand zu nehmen. Das vor uns fahrende weiße Mietauto wird später in der Schlucht in Flammen aufgehen. Wir setzen zurück und fahren weiter.
An den Hügeln entlang erreichen wir schließlich Archea Elftherna, wo sich die Ruinen dann befinden sollen. Der Weg dorthin dauert doch länger als gedacht, gerade Wege sind hier eine Seltenheit. Über den Steinboden der alten Akropolis, mehr steht hier fast nicht, laufen wir nur kurz - wir entschließen uns dort erst zu einer Mittagspause in der gleichnamigen Taverne statt die in der Ortsmitte aufzusuchen. Das Essen ist in Ordnung, für Erheiterung sorgt eine neckische Katze - sie springt auf Bäume, spielt mit dem Bommel vom Rucksack und ihrem eigenen Schwanz. Anschließend besichtigen wir noch einmal ausgiebig den Bereich der früheren Akropolis, aber mangels Ausschilderung kann man nur erahnen, was hier was gewesen sein soll. Die in den Reiseführern erwähnten Sehenswürdigkeit finden wir nicht und den Abstieg ins Tal zu den Ausgrabungen sparen wir uns gänzlich, denn daß diese geschlossen wären, hat uns schon der Fremdenführer mitteilen können. Kurz nach dem Ortsausgang von Archea Eleftherna entdecken wir noch ein Fahrweg nach links, der zunächst asphaltiert zu einer nicht in Führern erwähnten weil unspektakulären Kirche führt. Der Rest des Weges wäre eine Schotterpiste, als uns aber ein Lastwagen auf dem schmalen Weg entgegen kommt, streichen wir die weitere Abfahrt.
Wir gelangen als nächstes in das Töpferdorf Margarites. Unser Problem ist erst einmal, daß wir fast kein Geld mehr haben, 4.000 Drachmen sind nicht die Welt, und auch hier werden wir nicht an welches kommen. Mit Wasser können wir uns sehr schnell eindecken, Zigaretten finden wir am Ortsausgang bei einer alten Frau, original nur griechisch sprechend, wo die Zigaretten im Schrank bei ihr liegen und sie auch fast nur griechische Marken hat. Nun erst einmal eine Kaffeepause in der Taverne in der Ortsmitte, ein lauschiges Plätzchen unter schattigen Bäumen mit Talblick. Irgendwie finden wir an Töpferware nicht das, was wir suchen, also fahren wir noch einmal kurz zurück an den Ortseingang, wo wir zwei Vasen für die Mütter kaufen.
Wenige Kilometer fahren wir nun über die Old Road von Rethymnon nach Iraklion, auf der wir durch Perama kommen - eine typische griechische Kleinstadt ohne touristische Anlaufpunkte. Wir halten uns links, überqueren eine einspurige Holzbrücke, die uns nach Melidoni führt, wo uns alle Einwohner anstarren, huch, Touristen! Wir fahren aber weiter und am Ortsausgang zweigen wir an der Shell-Tankstelle nach links ab, wo uns die Straße nach oben zur Tropfsteinhöhle von Melidoni bringt. Das dauert ungefähr zwei Kilometer, bis wir an eine Taverne gelangen, wo es "best coffee in town" gibt - bei nur einem Haus? Der Eintritt in die Höhle kostet 1.000 Drachmen pro Person, unser Reiseführer spricht noch von davon, daß die Höhlenwärter sind über Spenden freuen würden - hmm, hat man hier schon einen Weg gewählt, um sicherer zu Einnahmen zu kommen? Ich selber beende schon nach wenigen Metern - das alte Leiden Akrophobie - den Abstieg in die Höhle, die schon in minoischer Zeit als Kulthöhle diente, angeblich der Geburtsort des Hermes, was freilich erst in die griechische Epoche fällt. Aber Sandra ist mutig und schafft den Abstieg und berichtet dann angetan. Wir denken uns, das reicht nun doch schon und streichen die Windmühlen von unserem weiteren Tagesprogramm.
Wir fahren weiter zur Küste hinunter. In Exandis, einem verlassenen Kuhdorf, fragen wir die Dorfältesten nach dem Weg nach Rethymnon, wir werden nach rechts weg geleitet. Hier gibt es gemeine und gefährliche Serpentinen, die aber gemeistert werden. Schließlich erreichen wir wieder die New Road und biegen nach links ab. In einem östlichen Vorort von Rethymnon halten wir an einem riesigen Töpferladen, wo Vasen billiger als in Margarites sind und auch Kreditkarten akzeptiert würden - aber nach langer Suche kaufen wir dennoch nichts, wir sind eben sehr wählerisch. Wir tanken mit Kreditkarte für 5.000 Drachmen - die Abgabe des Autos bei unserer Vermietung erfolgt ohne Probleme. Prima. Wir sind fast verhungert, der Abend klingt ruhig aus.